
Warum gibt es diese Kapelle?
Vielleicht interessiert es Sie, warum wir an diesem schönen Platz oberhalb von Laer diese Kapelle errichtet haben - dies in einer Zeit, in der Kirchenkrise und Kirchenferne scheinbar im Mittelpunkt der allgemeinen Wahrnehmung stehen und so ein Kapellenbau scheinbar gar nicht passt. Viele und auch wir vom Kapellenverein haben den Eindruck, dass für die „offiziellen“ Kirchen personelle, finanzielle und organisatorische Anpassungen an die zurückgehenden Gläubigenzahlen im Mittelpunkt stehen - mit der Folge noch größerer Gemeinden und noch größerer Kirchenferne. - Neben sehr persönlichen religiösen Motiven wollten wir mit dem Kapellenbau dagegen ein Zeichen setzen und dies, weil es alle Christen angeht, in überzeugter ökumenischer Sicht. Der Kapellenverein hofft, dass die Kapelle in der Laerer Bauerschaft Altenburg über Konfessionsgrenzen hinweg und auch für „Nichtkirchgänger“ und „Zweifelnde“ ein Ort des Gebets und der Andacht wird und manchem zu einem Schritt zurück in unsere Kirchen verhilft. Die „Rückkehr“ fällt so vielen schwer; die Kapelle mit der Möglichkeit des individuellen Gebets im kleinen Kreis stellt vielleicht eine leichter überwindbare Schwelle dar.
Dr. Elmar Lengers
Baugeschichte
Unser Kapellenverein ist am 5.März 2009 durch neun überwiegend katholische, aber auch evangelische Christen als gemeinnütziger Verein gegründet worden. Er ist inzwischen kräftig gewachsen und hat gegenwärtig circa 90 Mitglieder.
Im Frühjahr 2009 haben die Arbeiten begonnen. Geleistet wurden sie ganz überwiegend ehrenamtlich durch einzelne Mitglieder der Werkgruppe des Heimatvereins Laer, aber auch durch andere Aktive. Am 19.September 2010 konnte unsere Kapelle nach kurzer und problemloser Bauzeit durch die Pastoren Gospos und Peters sowie Pfarrerin Ring ökumenisch eingeweiht werden. Wir haben viele Geldspenden und Sachunterstützung erhalten.
Dr. Elmar Lengers
Die äußere Gestalt der Kapelle und ihre Einrichtung
Die Kapelle ist so gestaltet worden, dass sie gemäß ihrer Aufgabe möglichst vielen gefällt. Dabei haben wir unter anderem Gegenstände verwandt, die früher Kirchen und Kapellen dienten, aber aus irgendwelchen Gründen aussortiert worden waren. Das Kreuz über dem Altar zum Beispiel stammt aus der Laerer Pfarrkirche St.Bartholomäus und ist von einem früheren Pastor in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einem Bauern unserer Bauerschaft geschenkt worden. Die Glocke unseres kleinen Türmchens ist die alte Glocke der alten Kapelle des Krankenhauses Borghorst und wurde von Edelbrock und Petit in Gescher 1865 gegossen. Es gab für sie in Borghorst keine sinnvolle Verwendung mehr. Der Altarstein mit Reliquien der heiligen Apollonia wurde von einem alten Bauernhof unserer Bauerschaft gestiftet. Die imposante Tür der Kapelle befand sich einmal im Münsteraner Schloss. Allerdings wurde sie nicht von Schlaun oder Lipper entworfen. Sie stammt vielmehr aus einem Umbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Altar selbst und die Bänke wurden von einem erfahrenen „Schreinermeister in Rente“ und Könner angefertigt, die Schmiedearbeiten durch einen besonders kunstfertigen Schmiedemeister der Werkgruppe des Laerer Heimatvereins. Für die Baugewerke waren sehr erfahrene Bauhandwerker und jetzt “Dombaumeister“ verantwortich.
Dr. Elmar Lengers
Die Kapelle und ihr Ort
Dieser Platz ist von alters her ein ganz besonderer Ort. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Namensgeberin unserer Bauerschaft- die „Oldenborg“. Sie stellt eine frühgeschichtliche Ringwallburg mit drei Wällen wahrscheinlich aus dem 6.Jahrhundert dar, eine der größten in Norddeutschland. Sie ist gut erhalten; da überwaldet, ist sie besonders im Winter gut erkennbar. In den fünfziger Jahren hat es Ausgrabungen durch das Institut für Westfälische Landesgeschichte der Universität Münster gegeben, bei denen unter anderem eine Turmanlage im Eingangsbereich freigelegt wurde. Aus Geldmangel wurde alles wieder mit Erde bedeckt, um es wenigstens so zu erhalten. Neben der Kapelle befindet sich der für die Namensgebung der Kapelle entscheidende Bildstein „Zu den fiv Wunnen“. Es handelt sich um eine Kopie; das inzwischen ziemlich verwitterte Original von circa 1700 befindet sich auf dem Hof, zu dem diese Fläche gehört. An dieser Stelle – in Laer „Zu den fünf Wunden“ genannt – wurden, so lange es sie gab, die damals so genannten „Hollandgänger“ verabschiedet. Über mehrere Jahrhunderte (etwa 1850 schlief die „Hollandgängerei“ ein) gingen Knechte, nachgeborene Söhne und Kötter zwischen „Heien und Maien“, in der es in der Landwirtschaft weniger zu tun gab, zur „Saisonarbeit“ nach Holland.
Nicht alle kamen zurück; auch wegen der hygienischen Verhältnisse gab es immer Todesfälle. Bei einem letzten Blick auf die Heimat – auf Laer – gab es hier den Abschiedssegen.
Dr. Elmar Lengers